Stilkundeunterricht der Goldschmiedeberufsschule irgendwann zwischen 1984 und 1987. Wir nehmen den Tassilokelch durch. Nichts ist hängen geblieben, außer dass der Kelch ein sehr bedeutendes Stück der Kunstgeschichte ist.
40 Jahre später stehe ich ihm persönlich gegenüber.
In der Ausstellung „Tassilo, Korbinian und der Bär“ im Diözesanmuseum in Freising war das Original bis 1.Juli 2024 zu sehen.
Der Tassilo-Liutpirc-Kelch, wie er ganz genau heißt, ist wohl das wichtigste Artefakt der bayerischen Geschichte. Er wurde ca. 770 in Salzburg angefertigt. Der Kelch ist aus vergoldetem Kupfer und ist mit silbernen Medaillons belötet. Bemerkenswert ist die unterschiedliche Herkunft der Stilelemente des Kelches. Die Flechtband- und Tierornamentik im vergoldeten Bereich des Kelches weist auf Irland oder England hin. Von dort kamen damals die Mönche, die den Bayern erneut das Christentum brachten. In den Medaillons sehen wir einen italienische oder byzantinische Arbeit. (Tassilos Frau kam aus Norditalien.)
Das gefällt mir besonders gut, dass sich vor ca. 1250 Jahren schon verschiedene Kulturen in diesem einen Kelch vereint haben. Vielleicht war das damals revolutionär?